GEOMETRISCHE KÖRPER, 2013

cherry wood, mouth blown glass, stainless steel

15x55x15cm, 22x66x24cm, 25x50x30cm, 20x45x20cm, 20x65x25cm

In Platons Dialog „Timaios“ wird der Entstehungsprozess der Erde geschildert. Dabei spielen die fünf „platonischen Körper “ eine formgebende Rolle. Der Demiourgos, der göttliche Handwerker, teilt jedem dieser symmetrischen Polyeder eines der Fünf Elemente zu. Die Geometrien der Körper stehen in einer sinnhaften Beziehung zueinander, korrelierend mit der Eigenschaft, dass sich jedes Element durch einen Kreislauf in eines der anderen transformieren kann. Um die Technik des Glasblasens zu verstehen ist es wesentlich, die Eigenschaften von heißem Glas zu kennen. Durch Atem und Hand geformt, strebt das heiße Glas nach organischer Rundlichkeit. Strikte Geometrie ist dem Material fremd. Das Arbeiten in der Glashütte unter Zeitdruck und Hitze erfordert Konzentration,  handwerkliche Technik und ein Zusammenspiel von mehreren Personen. Die Grundmaterien des alten Handwerks waren und sind Sand (Erde), Atem (Luft), Formgebung (Wasser), und Temperatur (Feuer). Mit dem unrealistischen Ziel Glas zu geometrisieren, baute ich Formen aus Holz. In Glasfabriken nutzen Holzformen als Formgebung den Glassobjekten. Hauptsächlich aus massivem Kirsch oder Buchenholz, um ein langes funktionelles Leben zu gewährleisten, werden Kern und Splintholz berücksichtigt und zusammengesetzt. Die Körper werden in Wasser gelegt wo sie vor sich hin quellen. Schließlich weckt man sie von ihrem Schöhnheitschlaf auf indem in sie hineingeblasen wird. So oft -bis Schicht um Schicht wegbrennt, hin zur Funktionslosigkeit. Es scheint eine trostlose Existenz zu sein, verglichen mit dem heißen, unzähmbaren Glas. Doch auch das Holz zeigt seine lebende Materialität, wenn sich die Formen im Wasser verziehen. Jede Form ist ein Unikat und bekommt von den Glasbläsern einen gebührenden Namen. So sah ich im Keller einer alten Glasfabrik in Böhmen unter vielen ausrangierten Formen „Rambo II“ neben „Jaqueline“ liegen. Trotz der unterschiedlichen Eigenschaften und handwerklichen Techniken sind Glas und Holz hier keine Kontrahenten.  Niemand dient dem anderen. Viel eher vervollständigt sich die Arbeit durch das Zurücklegen der geschaffenen, abgekühlten Glaskörper in die ursprünglichen Formgeber. Ein Kreislauf - ein Entstehungsprozess wird festgehalten.